Shin Splints – Des Läufers Albtraum – Unter diesem Titel geben Christian Garlich und Wolfgang Schoch im Rahmen eines 2,5-stündigen Onlineseminars einen kompakten Überblick zu Diagnosestellung, Therapieoptionen und Belastungsmangement bei Patient:innen. Vorab stand Wolfgang Schoch zum Interview für uns parat.
Shin Splints, auch als Schienbeinkantensyndrom („medial tibial stress syndrome“ [MTSS]) bekannt, ist eine typische Läuferverletzung. Die Literatur zeigt, dass 16% aller Laufverletzungen mit einem MTSS assoziiert sind. Wer in seiner Praxis also mit Läufer:innen arbeitet, wird nicht am Schienbeinkantensyndrom vorbeikommen. Der Teufel steckt bei der Behandlung wie so oft im Detail. Einen kleinen Vorab-Einblick zum Onlineseminar und Literaturtipps gibt Wolfgang Schoch.
OSINSTITUT: Wodurch zeichnen sich Shin Splints aus bzw. wie diagnostiziert man sie?
Wolfgang Schoch: Nach Winters ist es definiert durch belastungsinduzierten Schmerz entlang der distalen posteromedialen Kante der Tibia sowie einen palpatorischen Schmerz auf mindestens fünf Zentimeter Länge in dieser Region. Typisch ist auch, dass die Beschwerden in Ruhe nachlassen. Es gibt noch einige weitere Checks, auf die Christian (Garlich, Anm. d. Red) und ich in unserem Onlineseminar näher eingehen, gerade auch im Hinblick auf eine Abgrenzung zu anderen Diagnosen.
OSINSTITUT: Du selbst arbeitest in deiner Praxis PULZ in Freiburg viel mit Läufer:innen. Worin liegen bei Shin Splints die Herausforderungen für Therapeut:innen?
Wolfgang Schoch: Ich denke, insbesondere die hohen Erwartungen der Patient:innen zu managen, ist herausfordernd. Häufig ist vielen nicht klar, wie lange es dauern kann, bis sie wieder schmerzfrei ihrem Sport nachgehen können. Wir reden hier je nach Aktivitätslevel von etwa einem Jahr! Entsprechend wichtig ist die richtige Belastungssteuerung. Man muss Fingerspitzengefühl haben und den Patienten intensiv mitnehmen.
OSINSTITUT: Hast du eine Lieblingsübung für Shin-Splints-Patienten?
Wolfgang Schoch: Eine konkrete Übung habe ich nicht. Aber: man kann auf jeden Fall auch am Laufstil der Patient:innen arbeiten, etwa an der Schrittfrequenz. Luedke et al. haben gezeigt, dass sie einen Einfluss auf die Beschwerden zu haben scheint. Generell lautet mein Stichwort: „Running Retraining“.
OSINSTITUT: Welche Literaturtipps hast du für die Teilnehmer des Seminars?
Wolfgang Schoch: Gute Literatur zu Shin Splints sind die Beiträge von Winters, M. „Diagnostik und Therapie des Schienbeinkantensyndroms“ und Luedke et al. „Influence of Step Rate on Shin Injury and Anterior Knee Pain in High School Runners“.
OSINSTITUT: Vielen Dank für das Interview und viel Spaß beim Onlineseminar!
Das Gespräch führte Nils Borgstedt
Bild: (C) Nils Borgstedt
Der Artikel erschien erstmals im September 2022.
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