Low Carb? No Carb? High Carb? Es gibt viele Ernährungsweisen, die die Kohlenhydratversorgung in den Vordergrund stellen. Dr. Robert Percy Marshall, Mannschaftsarzt bei RB Leipzig, erzählt im Interview, wie zu solchen Konzepten steht und welche Erfahrungen er im Sport damit gemacht hat.
OSINSTITUT: Kohlenhydrate zählen neben Proteinen und Fetten zu den Makronährstoffen. Dennoch werden sie oftmals verteufelt oder als „schlecht“ abgestempelt. Warum ist das so?
Dr. Robert Percy Marshall: Hier ist es wichtig eine differenzierte Betrachtungsweise an den Tag zu legen. In den USA wurde lange „Low Carb“ und „No Wheat“ aus unterschiedlichen Gründen propagiert. Dabei wird häufig übersehen, dass es auch bei Kohlenhydraten erhebliche Unterschiede gibt. Entscheidend ist es in diesem Kontext, nicht ein Makromolekül zu verdammen sondern sich der Unterschiede und Einsatzgebiete der uns bekannten Kohlenhydrate bewusst zu werden. Hier spielen der Glykämische Index, die Nährstoffdichte und andere Faktoren eine entscheidende Rolle.
OSINSTITUT: Low-Carb, High-Carb, No-Carb - Kohlenhydrate sind bei vielen „Ernährungskonzepten“ eine relevante Einheit. Welche Erfahrung hast du mit solchen Konzepten bei der Betreuung von Sportlern gemacht?
Dr. Robert Percy Marshall: Der Fehler liegt hier im Grundgedanken. Statt auf Quantitäten zu achten, sollte man vielmehr auf die Qualitäten achten. Dabei geht es nicht nur um die Lebensmittelauswahl sondern darüber hinaus auch um die Zubereitung. Diäten werden wie eine Schablone als allgemeingültige Ideen über Individuen gelegt. Relevanter sollte dabei sein, ein gesundes Grundverständnis zu erlangen, um so flexibel auf die jeweilige Lebenssituation und Indikation adäquat reagieren zu könne.
OSINSTITUT: Ein weitgehender Verzicht auf Kohlenhydrate wird auch für Sportler häufig propagiert. Kannst du uns einen kurze Einblick in die Wissenschaft geben, wie es um den Sinn von Low-Carb bestellt ist?
Dr. Robert Percy Marshall: Low-Carb ist ein Trend der initial in den USA große Bekanntheit erfuhr. Mittlerweile wissen wir, dass der hierbei optimierte Fettstoffwechsel gerade bei Ausdauerathleten tatsächlich von Vorteil sein kann. Viele andere Sportarten – allen voran Teamsportarten – nutzen jedoch je nach Belastungsintensität Kohlenhydrate und Fettsäuren als Energiequellen. Wer auf Kohlenhydrate als Energiequelle verzichtet, kann leicht in ein bioenergetisches Defizit gelangen und sich seiner kompletten Leistungsfähigkeit berauben.
OSINSTITUT: Welche Literaturtipps hast du für Leser, die sich tiefer mit der Materie beschäftigen wollen?
Dr. Robert Percy Marshall: Im Rahmen meines Webinars werde ich immer wieder auf aktuelle Studien und Quellen verweisen, so dass die Zuhörer sich - je nach Interesse tiefer in die Materie – einlesen können.
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