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Übung der Woche: Wall Slide
In der Physiopraxis, die Fachzeitschrift des Thieme Verlages, erschien seit Mai 2019 in jeder Ausgabe die Rubrik "Übung des Monats". Die Leser erfahren zu jeder Übung Hintergrundinformationen und erhalten Antworten auf die Fragen: Welches Ziel verfolgt die Übung? Wann setze ich sie ein? Welche Möglichkeiten gibt es für Progressionen und Regressionen? Und wie erkenne und korrigiere ich häufige Fehler?
Artikel
Übung des Monats - Wall Slide
Physiopraxis Thieme Verlag (www.thieme.de/physiopraxis)
Bei Wurfsportarten und Krafttraining der oberen Extremität wirken hohe Kräfte auf den Schultergürtel. Defizite im Bewegungsmuster bei Überkopfbewegungen, insbesondere mit Zusatzgewicht, können dabei zu Problemen in der Schulter führen. Aus diesem Grund sollte vor einem Training sichergestellt werden, dass die unbelastete Basisbewegung ohne Kompensation ausgeführt werden kann beziehungsweise die notwendige Beweglichkeit beim Trainierenden vorhanden ist.
Kraftübungen wie beispielsweise der Bottom Up Press benötigen neben der Kraft der oberen Extremität, Qualitäten wie Mobilität, Flexibilität, muskuläre Führung des Glenohumeralgelenks und der Scapula sowie eine muskuläre Stabilisation der Wirbelsäule. Eine Möglichkeit, die Überkopfposition zu testen und diese gezielt vorzubereiten ist der Wall Slide.
Wall Slide
Voraussetzung: Durchführbarkeit einer isolierte Außenrotation in 90° Abduktion im Schultergelenk sowie eine vollständig Aufrichtung der BWS.
Der Wall Slide ist eine Automobilisationsübung für Schultergürtel, Ellenbogengelenk und BWS, die neben den artikulären auch die muskulären Strukturen anspricht. Je nach Fokus kann der Therapeut neben der BWS-Aufrichtung das Augenmerk auch auf das Skapulasetting, die lumbopelvine oder die segmentale Kontrolle legen.
Wall Slide - Basis Übung
Häufiger Fehler 1: Der Trainierende kann in der Ausgangsstellung und/oder während der Übungsdurchführung mit den Armen und/oder dem Hinterhaupt den Kontakt zur Wand nicht halten.
Korrektur: Der Therapeut verändert die Ausgangsstellung und lässt den Trainierenden mit den Füßen etwas nach vorne gehen. Kann dieser die Übung nach wie vor nicht korrekt ausführen, sollte er die Bewegung in Rückenlage durchführen (siehe Regression Floor Slide unten).
Häufiger Fehler 2: Der Trainierende kann die neutrale LWS-Lordose während der Bewegung nicht kontrollieren. Auch eine eingeschränkte BWS-Mobilität kann zu einer Kompensation über eine LWS Extension führen.
Korrektur: Der Therapeut gibt mit der Hand einen taktilen Reiz an der LWS. Der Trainierende soll während der Bewegung den Kontakt zur Hand halten. Zur visuellen Kontrolle kann er eine Blutdruckmanschette als Feedback einsetzen und auf dem Monometer ablesen, wie groß die Ausweichbewegung in der LWS ist.
Wall Slide – Regression (Floor Slide)
Fokus: Limitation der Anforderung „Mobilität BWS und Kontrolle LWS“
Kann der Trainierenden auf Grund einer eingeschränkten BWS-Extension, Überaktivität des M. pectoralis major oder mangelnder lumbaler Kontrolle bereits die Ausgangsposition nicht korrekt einnehmen, kann diese Variante auf Grund der Schwerkraft als Regression eingesetzt werden.
Wall Slide – Progression Mobilität
Fokus: Extension der BWS
Die Schneidersitz-Position limitiert die Beweglichkeit im LWS-Bereich und erhöht so die Anforderung an die Mobilität der BWS in Extension und die endgradige Mobilität im Schultergürtel.
Wall Slide – Isolation BWS Extension und Schulter Flexion
Fokus: Verbesserung der eingeschränkten Gelenkbeweglichkeit
Mit Hilfe der Foam Roll (als Hypomochlion unter dem Scheitelpunkt der BWS) kann die Mobilisation der BWS in Extension und der Schulter in Flexion beübt werden. Die Schwerkraft wirkt in dieser Ausgangsstellung unterstützend.
Wall Slide – Isolation Stretch Schulter-Außenrotation
Fokus: Verbesserung der eingeschränkten Flexibilität
Der Stretch mit dem Stab ist eine komplexe Dehnung von Schulterextensoren, -innenrotatoren und -adduktoren mit welcher, die für den Wall Slide relevante Flexibilität, verbessert werden kann.
Wall Slide – Isolation Lat Stretch
Fokus: Verbesserung der endgradigen Beweglichkeit in CKC (geschlossener Kette)
Der Lat Stretch ermöglicht es dem Patienten/der Patientin die Extension der BWS und Flexion im Schultergelenk in der geschlossenen Kette zu mobilisieren. Diese Position erleichtert die Bewegungskontrolle. Gleichzeitig kann das Körpergewicht unterstützend eingesetzt werden, um die endgradige Beweglichkeit zu verbessern.
Wall Slide – Isolation Schulter-Außenrotation
Fokus: Muskuläre Führung Glenohumeralgelenk
Diese Übung aktiviert die Schulteraußenrotatoren. Ziel ist die Stabiliserung des Glenohumeralgelenks und die Zentralisierung des Humeruskopfes. Auf Grund des großen Bewegungsausmaßes der Schulter und der schwachne knöcherne Führung des Glenohumeralgelenks ist dies besonders bei Überkopf-Aktivitäten elementar.
Wall Slide – Isolation Floor Y und W (dynamisch)
Fokus: Verbesserung Scapula-Kinesis (Scapula muskuläre Führung)
Diese Übung legt den Fokus auf die Verbesserung des scapulohumeraler Rhythmus. Der/die Patient*in trainiert die Scapulanbindung an den Thorax in verschiedenen Positionen. Die BWS wird dabei aktiv in Extension gehalten.
Wall Slide – Regression (Gesicht zur Wand)
Fokus: Limitation Anforderung Beweglichkeit
Durch die Positionierung mit dem Gesicht zur Wand wird die Anforderung an die Beweglichkeit, im Vergleich zum Wall Slide reduziert. Ja größer der Abstand der Füße zur Wand wird, desto geringer wird die Anforderung an die Beweglichkeit.
Hinweis: Die Anforderung an den Patienten/ die Patientin die WS und den Kopf in einer neutralen Position zu halten, wird durch das fehlende taktile Feedback erschwert.