Obere Extremität
Golferellenbogen und Tennisellenbogen – eine Sache des Kopfes?

Der Ellenbogen ist eine besondere Struktur: Knochen, Muskeln und Sehnen liegen sehr eng beieinander und der Ellenbogen ist ein Gelenk mit einem hohen Formschluss. Das bedeutet: Macht ein Gelenkteil nicht das, was es soll, müssen andere Gelenkteile dies kompensieren und es droht eine Überlastung. Klassische Beispiele dafür sind Golferellenbogen und Tennisellenbogen. Doch nicht immer ist die Ursache ausschließlich in der Anatomie zu finden.

Im Rahmen des 8. Jahreskongresses des OSINSTITUTs hat Prof. Dr. Andreas Lenich einen Überblick über Therapieoptionen bei Epicondylopathie gegeben. In seinem Vortrag ging der Arzt und Experte für Verletzungen an der oberen Extremität neben der Anatomie und den damit verbundenen Voraussetzungen für Überlastungsbeschwerden auch auf mögliche psychosoziale Faktoren als Ursache bei Tennisellenbogen und Golferellenbogen ein.

Psychosoziale Faktoren und Epicondylitis – ein Blick in die Literatur

Lenich zitierte dabei eine Studie aus dem Jahr 2016. Thiese et al. hatten in ihrer Analyse “Psychosocial Factors related to lateral and medial epicondylitis: Results from pooled study analysis”, den Zusammenhang zwischen psychosozialen Faktoren und Epicondylitits untersucht. Es wurden zehn psychosoziale Faktoren definiert und insgesamt Daten von 1824 Teilnehmer:innen ausgewertet. Bei jeweils 95 Prozent der Betroffenen mit einer lateralen beziehungsweise medialen Epicondylitis stellten die Autoren fest, dass sie nach der Arbeit psychisch erschöpft waren. Diese Beobachtung war die auffälligste, insgesamt konnten sogar acht (medial) beziehungsweise neun (lateral) der vorab definierten psychosozialen Faktoren bei den Patient:innen assoziiert werden.

Lenich fasste bildlich zusammen: „Wir leben in einer Leistungsgesellschaft und der Ellenbogen eignet sich wohl gut, um in ihn etwas hineinzuprojizieren.“


Seminarhinweis

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Tennisellenbogen und Golferellenbogen – Therapieziel

Für die Therapie von Patient:innen mit einem Golfer- oder Tennisellenbogen beschrieb Lenich folgende Ziele:

  • Schmerzkontrolle
  • Erhalt von Funktion & ROM
  • Verbesserung von Kraft (Griffkraft und Kraftausdauer)
  • Wiedererlangung der normalen Funktion
  • Aufhalten der klinischen Verschlechterung und histologischer Umbauprozesse

Die Therapie selbst ergibt sich dem Experten zufolge aus einer fundierten Diagnostik, die sich aus einer differenzierten Anamnese, klinischer Untersuchung, hoher Expertise des Untersuchers sowie einer guten Bildgebung zusammensetzt.  Die Therapie des Golferellenbogens oder Tennisellenbogens kann sowohl konservativ wie auch operativ erfolgen. Physiotherapie, so der Arzt, sei der Goldstandard. Insbesondere bei Hypovaskularität des Sehnenansatzes als auch bei neurogenen Ursachen bietet sich die konservative Therapie an und zeigt Lenich zufolge gute Ergebnisse. Indikation für eine operative Behandlung seien hingegen therapieresistente Krankheitsverläufe.