Studienzusammenfassung
Telemedizin – Ein Überblick

Telegesundheitsdienste spielen eine große Rolle, um die Ausbreitung infektiöser Krankheiten zu vermeiden, insbesondere in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie. Auf diesem Wege kann allen Betroffen, Nicht-betroffenen und Hochrisiko-Patienten risikofreier Zugang zu Versorgung gewährleistet werden. Auch Fern-Diagnosen von Fachleuten sind mit Hilfe einer Videoübertragung möglich. 

Ziel des vorliegenden Artikels ist die Darstellung der Anforderungen der Telegesundheit, damit diese nicht nur in Krisen, sondern auch im Alltag angewendet wird. Die Wirksamkeit der Telemedizin ist abhängig von ihrer Integration in die Gesundheitsdienste.  

Einsatzgebiete der Telemedizin

Aufgrund ihrer Stärken kann mit der Telemedizin auf Krisen und Notfälle besser reagiert werden, in denen biologische oder umweltbedingte Gefahren direkten Kontakt erschweren. Telemedizin wird zur Unterstützung in besonders betroffenen oder bedürftigen Regionen bereitgestellt sowie als Erweiterung des herkömmlichen Gesundheitsdienstes angeboten. So können Fachleute diejenigen unterstützen, die Hilfe brauchen, ohne vor Ort sein zu müssen. 

Die aktuelle Situation ist nicht die erste, in der Telemedizin eingesetzt wird. Beispiele für solche Einsätze sind die Hurrikane-Katastrophen Harvey und Irmgard, die SARS-Pandemie 2003 in China oder Videokonferenzen im Bereich der psychischen Gesundheit in Australien. Die Potentiale der Telemedizin sind bekannt, aber in Notsituationen oft nur begrenzt akzeptiert (z.B. Onlinedienst für die psychische Gesundheit im Zusammenhang mit Buschfeuern in Australien). 

Hindernisse in der Nutzung der Telemedizin

Die Telemedizin wird nicht nur in Krisensituationen, sondern auch im Alltag angewendet. Aber: Die fehlende Bereitschaft der Ärzte, eine oftmals unklare Finanzierung und eine notwendige (Neu-)Organisation des Gesundheitssystems sind Gründe für eine sehr eingeschränkte Nutzung.. 

Fehlende Bereitschaft

Als primärer Hemmschuh wird fehlende Bereitschaft von Ärzten zur Aufnahme der Telemedizin angesehen. Dies könnte zum einen an Unwissen um die Telegesundheit und zum anderen den mit ihr verbundenen Anforderungen liegen. Die adäquate Nutzung der Telemedizin erfordert eine Integration in die Lehrpläne der Ärzte und allen anderen Beschäftigten im Gesundheitsbereich. Effektivität, Nutzen und Verfahrensweise der Telemedizin müssen gelehrt und gelernt werden. Dies würde ein nachhaltiges Versorgungsmodell sicherstellen und die Telemedizin als legitimen Bestandteil der üblichen Pflege in den Alltag integrieren. Das würde in einer erhöhten Akzeptanz auch in Krisensituationen resultieren. 

Finanzierung

Die Finanzierung ist eine der größten Herausforderungen bei der Verbreitung und Nutzung der Telemedizin. Alle telemedizinischen Angebote müss(t)en adäquat bezahlt werden. Fehlende Finanzmittel und die Konzentration von Finanzierungsprogrammen auf ländliche Gegenden haben die Verbreitung bislang stark verlangsamt. In Notsituationen sind insbesondere die Städte oder bestimmte Gemeinden betroffen, sodass Telegesundheitsdienste unabhängig der Geografie verbreitet werden sollten.

Für Krisen erscheinen temporäre Finanzierungsoptionen sinnvoll, da die Finanzierung kurzfristig dem Bedarf angepasst werden kann, sowohl für bestimmte Patientengruppen als auch allgemein. Beispiele hierfür stellen die USA und Australien in der aktuellen Corona-Situation dar. 

Die Organisation des Gesundheitssystems

Um Telemedizin erfolgreich nutzen und verbreiten zu können, ist einen ganzheitliche Strategie notwendig. Dafür muss sie in die routinemäßige Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen integriert werden. Notwendige Voraussetzungen sind Telegesundheitsnetzwerke, -richtlinien, -verfahren und -infrastruktur. Dadurch sollte ein multinationales Telemedizinsystem entstehen. Auch in Notfällen könnte dann Telemedizin adäquat eingesetzt werden.

Da derzeit keine ganzheitlichen Strategien existieren, müssen zumindest für Notfälle Leitlinien zur Verfügung gestellt werden, die für alle Beteiligten (Patienten, Kliniker, Gesundheitsdienste) gleichermaßen geeignet sind.

Durch Gesundheitsdienste und -organisationen könnten das Bewusstsein für telemedizinische Angebote schärfen, deren Bedeutung und Nutzen hervorheben und so dabei helfen, sie im Gesundheitssektor zu etablieren.

Zusammenfassung

Insbesondere in Krisen stellt die Telemedizin aufgrund ihrer vielen Vorteile einen wichtigen Bereich im Gesundheitssektor dar. Die Telemedizin unterstützt Kliniken und Krankenhäuser, wenn diese überfordert oder ausgelastet sind, ermöglicht Kontakt, Diagnose und klinische Dienstleistungen ohne direkten zwischenmenschlichen Kontakt und vermindert dadurch übertragbare Krankheiten. Natürlich kann nicht alles aus der Ferne diagnostiziert, untersucht und behandelt werden, dennoch sollte Ärzten und anderen im Gesundheitssektor Tätigen die Telemedizin mit ihren Vor-und Nachteilen aufgezeigt werden. So erschließen sich neue Möglichkeiten der Informationserfassung und Methoden der Versorgung von Menschen mit und ohne übertragbare Infektionen. 

Kommentar

Der vorliegende Artikel gibt endlich mal eine adäquate Übersicht über die Telemedizin, beziehungsweise Telegesundheitsdienste und die Antwort auf die Frage, warum die Telemedizin noch nicht in den Alltag integriert ist. 

Primärliteratur

Smith AC et al (2020). Telehealth for global emergencies: Implications for coronavirus disease 2019 (COVID-19) [published online ahead of print, 2020 Mar 20]. J Telemed Telecare. 2020;1357633X20916567. doi:10.1177/1357633X20916567

Text: Siri Goldschmidt