Nach einer Verletzung mit anschließender Rehabilitation stellt ein Return to Sport den letzten Schritt dar, bevor ein Patient seinen Sport wieder ausüben kann. Nun ist es aber so, dass Return to... mittlerweile eine ähnliche fachmediale Präsenz entwickelt hat wie Corona und Maskenpflicht in den breiten Publikumsmedien. Das heißt Return to Sport für das OSINSTITUT.
Was versteht das OSINSTITUT unter Return to Sport?
Zunächst einmal muss man Return to Sport von einem Return to Activity, Return to Play und Return to Competition abgrenzen. Die folgende Post Injury Pyramide zeigt die Abfolge der vier Abschnitte der aktiven Rehabilitation (1).
Return to Activity und Return to Sport
Bei einem Return to Activity (RTA) geht es um Basisfunktionen, die die Mindestvoraussetzungen darstellen, um eine Sportart wieder ausführen zu können oder den Alltag zu meistern. An diese weitgehend sportartunspezifische Phase schließt sich das Return to Sport im Sinne einer On-Field-Rehabilitation an. In diesem Stadium kann der Sportler wieder sportartspezifisch trainieren und Teile eines Mannschaftstrainings absolvieren. Ein Return to Sport kann als zweiter Abschnitt einer Rehabilitation angesehen werden, in dem sportartspezifische Inhalte immer mehr eine Rolle spielen. Das Training verschiedener Schnelligkeitskomponenten stellt einen entscheidenden Unterschied zum Return to Acitivty dar.
Return to Play und Return to Competition
Beim Return to Play geht es dann um die Rückkehr zur vollen Sportfähigkeit. Der Sportler ist funktionell wiederhergestellt und hat keine Einschränkungen mehr. Nach dem Return to Play folgt das Return to Competition. In dieser Phase ist der Sportler wieder in der Lage einen Wettkampf über die komplette Dauer beziehungsweise den kompletten Umfang zu absolvieren.
Return to Sport – was steckt dahinter?
Es ist also das Bindeglied zwischen Rehabilitation einerseits und tatsächlicher Rückkehr zur jeweiligen Sportart andererseits. Wie dieser Übergang gestaltet werden kann, ist aber in Praxis häufig eine Black-Box. Hier gilt es Licht ins Dunkel zu bringen.
Testen und Konsequenzen ziehen
Der Ansatz des Return to Sport orientiert sich dafür an der Rehabilitation mit den Return to Activity Algorithmen (RTAA). Es wird ein Athleten- und Belastungsprofil entwickelt, das auf aussagekräftigen Tests basiert. Diesmal geht es aber nicht um funktionelle Basisfunktionen, sondern die athletischen Grundeigenschaften Schnelligkeit, Agilität und Kraft, sowie ergänzend um Ausdauer und Koordination. Aus den jeweiligen Testergebnissen lassen sich direkt trainingstherapeutische Konsequenzen ableiten, sodass individuelle Trainingspläne erstellt werden können, die den Sportler auf die spezifischen Anforderungen seiner Sportart vorbereiten.
Das Prinzip von Test und Re-Test gepaart mit regelmäßiger Belastungserprobung spielt dabei eine wichtige Rolle. Der Sportler soll – unabhängig seines Leistungsniveaus – wieder an hohe Umfänge und Belastungsspitzen gewöhnt werden. Entsprechend wichtig ist die adäquate Belastungssteuerung und -steigerung, um eine sicherere Rückkehr in den Sport zu gewährleisten. Ein Beispiel. Schnelligkeitstraining im Return to Sport bedeutet nicht, dass direkt an der Schnelligkeit im Sinne von maximalem Tempo oder Antrittsschnelligkeit gearbeitet wird. Vielmehr gilt das Credo „from isolation to integration“. Wie bei einem RTA werden Bewegungsabläufe gezielt trainiert, bevor sie in komplexe Bewegungen integriert werden. Schnelligkeitstraining im Return to Sport zielt darauf ab, den Sportler auf die kommende mechanische Belastung etwa eines Sprinttrainings vorzubereiten.
Diese fließenden Übergänge vom Return to Activity zum Return to Sport und vom Return Sport zum Return to Play machen das RTS zum letzten Schritt der Rehabilitation und gleichzeitig zum ersten auf dem Weg zurück in den Wettkampf.
Seminar 3 Return to Sport
Im Seminar 3 Return to Sport steht die Umsetzung eines Return to Sport im Vordergrund – wie erstelle ich ein Athletenprofil? Welche Tests eigenen sich? Welche Konsequenzen kann ich aus den Testergebnissen ziehen und welche Übungen bieten sich wofür an? Ergänzt wird das Ganze um theoretisches Wissen rund um Trainingssteuerung, Athletik und Regeneration.
Das Seminar 3 Return to Sport ist Teil der Ausbildung zum OSCOACH. Es kann als Einzelseminar in Form eines Präsenzseminars oder Onlineseminars oder im Rahmen eines Kompaktseminars absolviert werden.
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Literatur
1. Keller, M., Kurz, E., Schmidtlein, O., Welsch, G., & Anders, C. (2016). Interdisziplinäre Beurteilungskriterien für die Rehabilitation nach Verletzungen an der unteren Extremität: Ein funktionsbasierter Return to Activity Algorithmus. Sportverletz Sportschaden, 30(01), 38-49.
Text: Nils Borgstedt