Dr. Henning Ott ist Facharzt für Orthopädie & Unfallchirurgie und spezialisiert auf Muskel- und Sehnenverletzungen. Im Kurzinterview spricht der Mediziner über Osteitis pubis und chronische Adduktorenbeschwerden, insbesondere bei Fußballern.
OSINSTITUT: Henning, als langjähriger Mannschaftsarzt bei verschiedenen Vereinen hattest und hast du häufig mit chronischen Adduktorenbeschwerden und Osteitis pubis zu tun. Zehn bis 15 Prozent aller Verletzungen im Fußball betreffen die Adduktoren oder Leistenregion. Warum ist diese Körperregion so anfällig?
Dr. Henning Ott: Das liegt sicher an verschiedenen Dingen. Zum einen ist die Belastung dieser Region durch die schnellen Richtungswechsel und Explosivkraft sehr hoch. Zum anderen finden wir immer wieder ein relatives Ungleichgewicht zwischen den Adduktoren und den Abduktoren und anderen Muskelgruppen.
OSINSTITUT: Und was macht Osteitis pubis zu einer so hartnäckigen Verletzung?
Dr. Henning Ott: Die Osteitis ist eine am Ende chronische Überlastungsreaktion, die über lange Zeit entstanden ist und die daher auch eine lange Zeit braucht, um wieder auszuheilen. Zudem gibt es eine Vielzahl von Störfaktoren, die auf das Os pubis einwirken und die im Rahmen der Reha zunächst einmal bearbeitet werden müssen, um die Basis für eine Ausheilung zu schaffen. Dazu zählen zum Beispiel unter anderem unzureichende Rumpfkraft und Beckenstabilisierung oder eine Unausgewogenheit der Ratio der Abduktoren zu den Adduktoren.
OSINSTITUT: Welche diagnostischen Mittel kommen zum Einsatz?
Dr. Henning Ott: Das hängt am Ende von der Genese ab. Neben der Anamnese und der klinischen Untersuchung stellt das MRT sicher eine wichtige Bildgebung dar. Additiv kommen Röntgen, Sonografie, diagnostische selektive Nervenblockaden und ähnliches zum Einsatz.
OSINSTITUT: Am 07.04. bist du unser Gastreferent beim Onlineseminar: Chronische Adduktorenbeschwerden und Osteitis pubis: konservative und operative Therapieoptionen und wirst noch weiter ins Detail gehen. Was erwartet die Teilnehmer denn darüber hinaus?
Dr. Henning Ott: Ich freue mich auf eine spannende Diskussion und einen Erfahrungsaustausch, weil viele erfahrene Therapeuten unterschiedliche Herangehensweisen haben. Das zeigt, dass es den Goldstandard nicht gibt. Außerdem möchte ich zudem auch die operativen Optionen beleuchten. Diese stehen sicher erst am Ende einer erfolglosen konservativen Therapie, können aber mit durchaus guten Ergebnissen aufwarten und die sind vielen Therapeuten nicht bekannt.
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