In einem Positionspapier zum Return to Sport nach einer Erkrankung mit Covid-19 haben Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Basis der verfügbaren Literatur Handlungsempfehlungen publiziert. Die Ergebnisse in der Übersicht.
Auch nach Infektionskrankheiten wie einer Covid-19-Infektion durchläuft ein Sportler einen Return to Sport Prozess mit dem Ziel, seine Sportart wieder uneingeschränkt ausüben zu können. In einem Positionspapier, das in der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin publiziert wurde, haben Experten 21 Handlungsempfehlungen für das RTS nach Covid-19 vorgestellt. Die Empfehlungen richten sich nach der Schwere der Erkrankung sowie der Symptomatik.
Junge und fitte Sportler:innen – nur selten schwer erkrankt
Covid trifft zwar nur wenige junge und fitte Sportler:innen schwer, dennoch kann es in manchen Fällen auch zu starken gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommen. Dies geschieht vor allem, wenn eine zu kurze Erholungsphase zwischen Infektion und sportlicher Tätigkeit besteht. Treten einige Wochen nach einer Infektion erneute Covid-Symptome wie beispielsweise Müdigkeit oder neurokognitive Beeinträchtigungen auf, kann dies auf ein post-COVID Syndrom deuten. Hiervon können auch junge Sportler:innen, unabhängig von der Schwere der Infektion betroffen sein. Das Risiko für organische Komplikationen, die unter anderem auch das Herz betreffen, ist vergleichbar mit anderen viralen Erkrankungen.
Das Vorgehen
Der Wissenschaftliche Rat der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention hat 21 Handlungsempfehlungen für ein Return to Sport nach Covid-19-Infektion erarbeitet. Die Empfehlungen wurden im Konsensusverfahren mit Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz abgestimmt sowie im Anschluss von einer unabhängigen Co-Autorin ausgewertet. Abschließend erfolgte eine gemeinsame Freigabe. Insgesamt wurden 17 Arbeiten sowie die klinische Erfahrung im Breiten- und Leistungssport einbezogen.
Die Ergebnisse
Die ersten sechs Empfehlungen (Nr. 1 – 6) differenzieren zunächst die Schwere der Erkrankung – asymptomatische, milde, moderate oder schwere Verläufe. In den Empfehlungen werden die milden Symptome unter anderem als leicht erhöhte Temperatur, Halsschmerzen und leichtem Krankheitsgefühl bezeichnet. Bei einem moderatem Verlauf treten beispielsweise eine Ruhe-Atemnot, höheres Fieber sowie Kopf- und Gliederschmerzen auf. Ein schwerer Verlauf ist durch einen notwendigen Krankenhausaufenthalt definiert.
Die Empfehlungen sieben bis 12 befassen sich mit Trainingspause und den Trainingsbeginn. Hierbei wurde je nach Verlauf unterschieden. Bei einer asymptomatischen Infektion sollte frühestens ab dem 4. Tag nach Beginn der Krankheit wieder mit dem Training begonnen werden. Nach einem milden Verlauf wird empfohlen, die ersten drei Tage der symptomfreien Zeit abzuwarten. Anschließend kann das Training wieder mit reduziertem Umfang und reduzierter Intensität wieder aufgenommen werden. Eine Intensitätssteigerung sollte nur unter Beobachtung und bei ausbleibender Symptomatik erfolgen. Falls sich im Laufe des Trainings Symptome zeigen, sollte ärztlicher Rat eingeholt und eine Trainingspause eingelegt werden. An Wettkämpfen sollte frühestens erst nach zehn symptomfreien Tagen wieder teilgenommen werden, ein früherer Start ist nur nach einer medizinischen Untersuchung und der Freigabe des Arztes möglich.
In den weiteren Empfehlungen (Nr. 12 – 19) wird die medizinische Diagnostik im Falle eines moderaten bzw. schweren Verlaufes beschrieben. Die Experten raten, sich vor dem Trainingsbeginn einer medizinischen Untersuchung zu unterziehen, bei der unter anderem körperliche Untersuchungen und ein Ruhe-EKG gemacht werden. Außerdem sollten im Labor die Entzündungswerte, Creatin-Kinase und Kreatin bestimmt werden. Falls kardiologische Symptome auftreten, sollte zusätzlich noch ein Belastungs-EKG gemacht sowie die Werte von NT-Pro-BNP und Troponin untersucht werden. Auffälligkeiten sollten mit einem Kardio-MRT abgeklärt werden.
Respiratorische Symptome wie Bronchokonstriktionen oder Dyspnoe in Ruhe und bei Belastung sollten mittels eines Lungen-Funktionstest und Spiroergometrie mit Blut-Gas-Analyse getestet werden. Im letzten Teil, der abschließenden Bewertung (Nr. 20–21), wird unbedingt empfohlen, bei neuen oder anhaltenden Beschwerden das Training zu pausieren und zunächst ärztlichen Rat einzuholen, bevor wieder mit dem Training begonnen wird.
Zusammenfassung
Der Wissenschaftsrat der DGSP hat zusammen mit einer Expertengruppe 21 Handlungsempfehlungen, bezüglich der sicheren Sportrückkehr nach einer Covid-Infektion, formuliert. Je nach Schweregrad der Infektion sowie den aktuellen Symptomen variieren diese Empfehlungen. Aufgrund von zu früher Rückkehr zum Sport können gesundheitliche Folgen, wie beispielsweise einer Herzerkrankungen, entstehen. Dies sollte unbedingt verhindert und möglichst schnell entdeckt werden.
Take home Massages
Vom Wissenschaftsrat der DGSP wurden 21 Handlungsempfehlungen formuliert, die erläutern wann eine Rückkehr zum (Leistungs-)sport nach einer Coronainfektion unbedenklich ist
- Eine zu schnelle Rückkehr zum Sport kann, unabhängig vom Schweregrad der Covid-Infektion, schwere gesundheitliche Folgen haben.
- Je nach Verlaufsform der Covid-Infektion, entweder asymptomatisch, mild, moderat oder schwer, wird unterschiedlich vorgegangen.
- Bei asymptomatischen und milden Infektionen ist der Sportbeginn nach drei symptomlosen Tagen wieder möglich; bei einem moderaten oder schweren Verlauf sollte vorher eine Ärztliche Untersuchung erfolgen.
- Falls nach Wiederbeginn des Trainings erneute Symptome auftreten, sollte das Training unbedingt unterbrochen und ein Arzt aufgesucht werden, um gesundheitliche Folgen zu verhindern.
Literatur
Steinacker JM et al. Recommendations for return-to-sport after COVID-19: Expert consensus. Dtsch Z Sportmed. 2022; 73: 127-136.
Zum Thema "Covid-19 und andere Infektionskrankheiten im Leistungs- und Breitensport – Herausforderungen für das Return to Sport" spricht Prof. Dr. Tim Meyer auf unserem diesjährigen Jahreskongress. Prof. Meyer war Teil der Expertengruppe, die oben beschriebene Leitlinie verfasst hat.