Für die Praxis
Das kindliche vordere Kreuzband – Tests und Assessments in der Frühphase

Eine Verletzung des vorderen Kreuzbandes (VKB) bei einem Minderjährigen ist eine seltene Verletzung. Evidenz und Erfahrungswerte sind folglich relativ dünn und die Rehabilitation ist entsprechend herausfordernd.

Bislang gibt es in der Literatur keinen einheitlichen Behandlungsalgorithmus für „skelettal unreife Patienten“. Eine qualitativ hochwertige und kriterienbasierte Rehabilitation ist jedoch eine entscheidende Komponente für den Behandlungserfolg von VKB-Verletzungen. Die Leitlinien für die pädiatrische Rehabilitation werden bisher überwiegend aus der klinischen Erfahrung und der Forschung mit Erwachsenen abgeleitet. Dabei steht allerdings nicht fest, ob diese Erkenntnisse auf Kinder sinnvoll übertragen werden können.

Vor und nach der OP

Eine erfolgreiche Therapie erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Kind, Eltern, Physiotherapeuten und Ärzten. Vor der Operation sollte eine Prähabilitation erfolgen, bei der insbesondere die Kriterien für den Bewegungsspielraum (Range of Motion, ROM) und die neuromuskuläre Kontrolle erfüllt sein müssen.

Postoperative Maßnahmen konzentrieren sich primär auf die Reduktion von Entzündungen und den Schutz der verletzten Struktur, um eine optimale Heilung zu fördern. Dabei sind gezielte Interventionen wie die individuelle Anpassung von entzündungshemmenden Medikamenten und Eisanwendungen wichtig, um den Heilungsprozess bestmöglich zu unterstützen.

Edukation als wichtige Komponente

Ein weiterer entscheidender Faktor für den Erfolg der Rehabilitation ist die Kommunikation und Edukation. Eine umfassende Aufklärung über die Vorteile eines aktiven Ansatzes sowie das richtige Management der Belastung hilft den Patienten und ihren Familien, den Heilungsprozess aktiv mitzugestalten und etwaige Risiken zu minimieren. Zusätzlich ist es von großer Bedeutung, dass die Ziele und Erwartungen bezüglich der Behandlung klar definiert werden.

Zusammenarbeit ist der Schlüssel

Die genannten Punkte erfordern eine enge Kooperation zwischen allen beteiligten Akteuren – Kind, Eltern, Physiotherapeuten und Ärzten – um eine maßgeschneiderte und zielgerichtete Therapie zu gewährleisten. Nur durch diese ganzheitliche und individualisierte Vorgehensweise kann eine erfolgreiche Nachbehandlung erzielt werden, die nicht nur auf die physische Heilung abzielt, sondern auch die psychische und soziale Integration des Kindes berücksichtigt.

Folgende Tabelle gibt eine Übersicht über Tests und Assessments sowie den jeweiligen Zielfunktionen in der Frühphase der Rehabilitation

Die komplette Publikation:

Keller M (2024). 10. Postoperative Nachbehandlung – 10.1 Rehabilitation. In: AGA-Komittee Kniegelenksligamente (2024), Das kindliche vordere Kreuzband, S.67-71.


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