Studie
Coaching: Eine Variante der Übungsanleitung ist klar unterlegen

Sollen Sportler oder Patienten eine Übung ausführen, müssen sie die Übungsausführung klar verstehen. Dieses Verständnis kann mittels Imitation, verbaler Anleitung oder autodidaktisch erfolgen. In einer Untersuchung hat sich nun herausgestellt: Eine Variante fällt deutlich ab.

Darum ging es in der Studie

In dieser randomisiert kontrollierten Studie unterteilte Autorin Eileen Keller 51 Probanden in drei vergleichbare Gruppen. Es wurde untersucht, ob und welchen Einfluss die unterschiedliche Bewegungsanleitung (Imitation, verbal, autodidaktisch) auf die Bewegungsausführung hat.

Als Testbewegung wurde der Deep Squat aus dem Functional Movement Screen (FMS) genommen. Die Bewegung wurde mithilfe des FMS Scoring Systems bewertet und der maximale Knieflexionswinkel wurde gemessen. Der Bewerter bekam lediglich die Videoaufnahmen der Teilnehmer zu sehen, wusste also nicht, in welcher Gruppe der jeweils Ausführende war.

Die Untersuchung hat gezeigt, dass Imitation (Übungsanleitung mittels Video) und Autodidaktik signifikant bessere Ergebnisse brachten als eine rein verbale Bewegungsanleitung (Anweisung erfolgte mittels computergenerierter Stimme). Die höchste Präzision der Bewegungsausführung erzielte die Übungsausführung via Imitation.



Coaching...

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Was kann man daraus ziehen?

Für die Praxis folgert die Autorin, dass Therapeuten ihren Patienten die Möglichkeit zur Imitation geben sollten – dies kann mittels Videoaufnahme oder Vormachen der Übung erfolgen. Auf Übungsanweisungsbögen sollten sowohl Fotos als auch eine Beschreibung der Übung zu finden sein. Rein verbale Anleitung sei nicht zu empfehlen, so Keller.

Einschränkungen der Studie

Es wurden gesunde Probanden von 18-30 Jahren genommen, die allesamt Schüler der Physiotherapie waren. Dies entspricht nicht dem typischen Klientel in Physiotherapiepraxen. Daher bleibt es fraglich, ob die Ergebnisse auch bei Menschen mit Beschwerden, vor allem auch bei Schmerzproblematiken, sowie bei Patienten ohne Vorkenntnisse reproduzierbar sind. Die Autroin weißt hier explizit auf die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen hin.

Des Weiteren ist nicht beschrieben, wie der maximale Knieflexionswinkel gemessen wurde und die Ausführung des Deep Squat wurde mit einer Kamera gefilmt und dann bewertet – jedoch nur aus einer Perspektive, welche nicht näher bezeichnet wird. Den letzteren Kritikpunkt hat die Autorin ebenfalls bereits in ihrer Publikation benannt.

Dennoch: Die Untersuchung zeigt, wie wichtig eine Interaktion zwischen Therapeut und Patient ist – und wie bedeutend dabei das Visuelle ist.

Studie: Keller, A. (2020):Einfluss der Imitation von Bewegungen im Vergleich zur verbalen oder autodidaktischen Übungsanleitung , in: Manuelle Therapie, 2020;24 29-35

Text: Nils Borgstedt/Denis Overlöper


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